Das Leben beschenkt uns. Mit Wurzeln, mit Wachstum und Krone.
Lammer - so heißt der Wald mit ehemaligem Bergbauernhof in der Obersteiermark, den ich von meinem Vater übernehme. Ein Wald, in dem ich seit meiner Kindheit tiefe Wurzeln geschlagen habe und mit dessen Bäumen ich gewachsen bin.
Früher gab es bei uns einen Namen für Mutter Erde. Es hieß, Frau Holle wohne im Inneren der Erde und drehe dort das Rad der Zeit. So entstanden die Jahreszeiten, der zyklische Rhythmus von Leben, Tod, Leben. Frau Holle wachte auf ihre Völker: die Pflanzen, Tiere und Menschen, die Zwerge und Feen. Sie lehrte sie, im Geben und Nehmen des Lebens das passende Maß zu finden. In ihren verborgenen Schlössern im Schoß der Erde wiegte sie die Seelen der Ahnen bis zu ihrer Widerkehr, in den Gewässern schenkte sie im Frühling neues Leben und durch ihre heilige Hochzeit wurde der Sommer fruchtbar und die Ernte ein Fest. (siehe zum Beispiel Frau Holle und das Feenvolk der Dolomiten, von Heide Göttner-Abendroth)
Ich kann nicht entscheiden, wie die Erde anderswo behandelt wird. Doch ich kann es für dieses Stück Land, diesen Boden, der mir anvertraut wurde, tun.
Ich habe Frau Holle´s Völker eingeladen, beim Lammer wieder zu wohnen. Es soll also nicht weiter wundern, wenn dort kleine Wesen hinter den Baumstämmen hervorlugen und bei Vollmond die Wölfin ihr Rudel zusammenruft. Es soll schon ein Hase mit meterlangen Ohren gesichtet worden sein, und hinter einer Kurve ein funkelndes Zwergenschloss. Vielleicht kommt bald der Tag, an dem man die Bäume in der Nacht miteinander tuscheln hört und ihre Sprache versteht.